Was ist „Bedrohnung“

„Bedrohnung“ ist ein Kunstwort aus Bedrohung und Drohnen. Dieses charakterisiert die Auswirkungen durch kommerzielle Drohnen auf unseren Lebensraum.
Nun gehöre ich gewöhnlich nicht zu den Menschen die gegen alles und jeden sind. Als jahrzehntelanger Modellflieger insbesondere im Elektroflug, habe ich jedoch nicht nur eine Ahnung über die technische Entwicklung, sondern kann sehr genau den Stand der Technik, die Entwicklungen und die Vorhaben der großen Versender, Versorger und Behörden skizzieren.

Da kommt eine Entwicklung auf unsere Lebensräume zu, von denen die meisten Menschen noch gar nichts ahnen.

Was plant die Politik?
Das BMVI (Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur) plant die Änderung der Luftverkehrs-Ordnung (LuftVO) mit der Ergänzung der Paragraphen 21 a und b.
Kurz auf den Punkt gebracht: Diese Änderung soll kommerziellen Drohnen den Luftraum freimachen um Waren in einem seperierten Höhenband zu transportieren. Die Flughöhe soll über 120 m liegen. Zu Start und Landung sind selbstverständlich geringere Flughöhen erlaubt.

Was plant die Industrie?
In der UAV DACH ( UAV = Unmanned Air-Vehikels) sind alle namhaften Unternehmen der Republik als Mitglieder eingetragen. Das Interesse der UAV-DACH ist der Einsatz kommerzieller Drohnen zum Transport aller möglichen Waren durch die Luft. Sowohl B2P als auch B2B. Also Geschäftlich zu Privat als auch Geschäftlich zu Geschäftlich. www.uavdach.org

Welcher ist der erste Schritt der Interessensvertreter?
Im ersten Schritt geht es darum die „Claims“ abzustecken. Also in diesem Fall ein Höhenband im freien Luftraum zu reservieren. Dieser freie Luftraum geht in der Regel von Grund bis in 762 m Höhe (2500 Fuss) und wird mit Luftraum G bezeichnet. Ausnahmen sind im Umkreis von Flughäfen. Dort gibt es keinen freien Luftraum. Dieser ist im Bereich der Controllzone (CTR) als Luftraum D gekennzeichnet und beginnt am Grund bis in unterschiedliche Höhen.
Mit der Änderung der LuftVO wird also der Luftraum für kommerzielle Drohnen ab einer Höhe von 120 m reserviert. Und das auf der gesamten Fläche der Bundesrepublik Deutschland.

Funktioniert die Technik schon?
Ja und Nein. Die automatische Steuerung der Drohnen funktioniert bereits. So ist es kein Problem bereits heute Drohnen vom Punkt A zum Punkt B fliegen zu lassen, dort zu landen, etwas abzusetzen und wieder zum Ausgangspunkt zurück zu fliegen. Konkret kann z.B. ein Versender ein Paket vom Auslieferungszentrum zum Empfänger fliegen. Vorrausgesetzt der hat einen Garten oder eine Dachterrasse und die GPS-Koordinaten für das Landefeld an den Versender übermittelt.
Das Problem ist nach wie vor die Reichweite und die Traglast. Die Reichweite liegt bei elektrisch betriebenen Drohnen derzeit bei ca. 30 km und die Traglast beträgt dabei ca. 3kg. Also im Umkreis von ca. 15 km kann bereits ausgesendet werden. Bei mit Verbrennungsmotoren betriebenen Drohnen ist die Reichweite und Nutzlast höher. Diese sind dann aber als verkleinerte Hubschrauber konstruiert. Reichweiten von 250 km und eine Nutzlast von 50 kg ist kein Problem.

Worin liegt die „Bedrohnung“?
Drohnen in dieser Größe machen einiges an Lärm. Je größer die Drohnen sind, um so lauter sind sie. Und je größer sie sind, um so rentabeler sind sie für den Versender. Die Technik wird es möglich machen Drohnen in Größen zu bauen, die heute noch als Utopie abgetan werden. Aber wer sich mit der Technik näher beschäftigt, kann dies leicht erkennen. Lediglich die Vorschriften und zum Teil die Physik setzen hier Grenzen.

Das heißt für uns als Bürger nichts anderes, als das wir künftig von Drohnen in unseren Siedlungsgebieten umschwirrt werden.

DHL, Amazon und andere arbeiten bereits konkret daran. DHL hat ein Versuchsgebiet in Reit im Winkl.

Amazon zeigt in einem Video bereits eine erste Drohne.

Das hier in erster Linie elektrisch betriebene Drohnen gezeigt werden, soll dem Ganzen den Touch der Umweltfreundlichkeit und Innovation verleihen. Tatsächlich werden später nur mit Verbrennungsmotoren betriebene Drohnen auf langen Strecken entsprechend wirtschaftlich operieren können. Hier das Beispiel des Schiebel Camcopter. Dessen Umbau in eine „Paketdrohne“ ist mit wenig Aufwand möglich.

Drohnen sind nicht nur laut, es besteht immer die Chance des technischen Versagens. Abstürze sind vorprogrammiert. Wer will davor schützen, wenn uns das Paket des Nachbarns mitsamt der Drohne auf den Kopf fällt oder im Garten einschlägt?
Drohnen fliegen „blind“, das heißt sie können rund um die Uhr fliegen. Tag und Nacht laute Fluggeräusche mitten in unseren Siedlungsgebeten?
Was wenn Drohnen von Vögeln attackiert werden?

Darüber hinaus haben natürlich unsere Sicherheitsorgane massives Interesse daran eine Überwachung mit Drohnen zu gestalten. Das kann das städtische Ordungsamt sein, welches in ihren Garten schaut ob dort alles mit rechten Dingen zu geht und sie ihr Laub ordnungsgemäß im Kompost liegen haben. Oder die Polizei die von oben zuschaut, wenn sie ihr Auto gerade im Halteverbot abstellen. Die Verständigung des Abschleppwagens geschieht dann gleich online. Den müssen sie bezahlen, wenn er rechtzeitig vor Ort ist.
Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Wie können wir uns vor Drohnen schützen?
Als Erstes muss sich jeder Bürger die Frage stellen, will er von Drohnen umschwirrt werden? Braucht er die schnelle Lieferung seiner neuen Eierbecher? Braucht er die „hautnahe“ Überwachung der Behörden?
Bei einem klaren Nein hilft es nur jetzt zu handeln und die örtlichen, regionalen und Bundespolitiker zu informieren, dass man das gegen die Änderung der LuftVO ist.

Wenn die LuftVO erst mal geändert ist, dann ist die Büchse der Pandorra geöffnet. Deshalb ist jetzt jede Unterstützung notwendig.

5 Kommentare


  1. So ein Quatsch was Amazon und DHL vorhaben.
    – so etwas kann und sollte man nur in Notfällen und
    weit außerhalb von geschlossenen Ortschaften genehmigen.
    Medikamente, wie Insulin, Verbandsmaterial sind verständlich
    und in solch einem Fall auch Zeitnah.
    Wenn aber Mutti ihren Kindern nur ein Paar Schuhe kauft,
    oder das Herrchen zu doof ist den Hund richtig zu erziehen
    dann sollen sie auch leiden um daraus zu lernen.

    Bei Modellflug außerhalb von geschlossenen Ortschaften,
    handelt es sich um einen technisch, physisch und psychisch
    anspruchsvollen „Sport“ welcher nicht leiden sollte.
    Oder verbietet man Fußball wegen der vielen Hooligans,
    welche den Steuerzahler jährlich mehrere Millionen Euro kosten ?


  2. Es tun sich ungeahnte Möglichkeiten auf…..

    Das Ding ist nur, es gibt den Bedarf nicht.
    Der Bedarf entsteht erst durch die Möglichkeiten, die sachlich betrachtet wahrscheinlich kaum Vorteile für den Kunden bedeuten werden, sondern eher Marketingstrategien sind. Wie wir sehen ist der Firmenname Amazon schon im Vorfeld in aller Munde…..Hat sich also schon gelohnt.
    Was sagen eigtl. die Einzelhandelsverbände dazu, dass die Politik durch die geplanten Maßnahmen einen Teil des Handels einen weiteren Wettbewerbsvorteil veschafft, oder glaubt jemand, dass die Familie in dem Amazon Werbefilm die Schuhe am nächsten Tag noch mal im lokalen Sportgeschäft kauft. Gesellschaftlich entstehen in der Summe überhaupt keine, aber auch gar keine Vorteile.
    Abgesehen davon:
    Ich möchte nicht bedrohnt werden!


  3. gut gebrüllt, Löwe, Gruss hänschen


  4. Die Zukunft der flugfreien Räume für kommerzielle Drohnen, halte ich nicht nur für eine Modellflugbedrohung.
    Bei dem aktuellen Projekt des BMVI werden Menschen, Tiere u. Natur durch Lärm, unkalkulierbare Flugunfälle, schlechter Energie- u. Ökobilanz gefährdet.
    Viele Bürger sind jetzt schon durch die immer stärker werdende Geräuschverschmutzung erkrankt.


  5. All das, weswegen die Drohnen in aller Munde sind und keiner sie haben will soll jetzt hintenherum durch Sicherung eines bundesweiten Höhenbandes für gewerbliche Drohnen für die Paketzustellung auch noch multipliziert werden…

    Das braucht doch wirklich kein Mensch!!

    Glaubt denn wirklich jemand, dass diese Geräte dann sicherer sind und gefahrlos über Menschenmengen und Gebäuden in dichtbesiedelten Gebieten fliegen können? Ich nicht!

    Und den Lärm und das Hinundhergeschwirre bei dem heutigen Paketaufkommen brauche ich schon gar nicht!

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